Der Umgang mit Wasserstoff will gelernt sein. Daher entwickelt das Überbetriebliche Bildungszentrum in Ostbayern gGmbH (ÜBZO) zusammen mit Expertinnen und Experten neue Ausbildungsmodule, die in vier bestehende Ausbildungsberufe integriert werden sollen.
Ins Visier genommen wurden zunächst der/die Kfz-Mechatroniker/in, der/die Mechatroniker/in für Land- und Baumaschinen sowie der/die Industriemechaniker/in und der/die Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Schwerpunkte der Module sind die Sicherheitstechnik rund um Wasserstoff, Rohrleitungen für den H2-Transport und deren Verlegung, Druckregler, die Technik zur H2-Erzeugung und die zur H2-Speicherung mit niederem, mittlerem oder hohem Druck sowie natürlich die Brennstoffzellen. Bei den Kfz-Mechatronikern und -Mechatronikerinnen und den Land- und Baumaschinen sollen die neuen Module Teil der Standardausbildung werden, während bei den Industriemechanikern und -mechanikerinnen und den Anlagenmechanikern und -mechanikerinnen HSK ein optionales Angebot geplant ist.
Diese Unterscheidung liege einfach daran, dass Letztere oft in Bereichen eingesetzt würden, wo sie mit Wasserstoff gar nichts zu tun haben, sagt Herman Mensing vom ÜBZO. „Fahrzeug-Mechatroniker und -Mechatronikerinnen dagegen werden künftig sehr wahrscheinlich ohne Kenntnisse zu H2 nicht mehr auskommen. Diese Kenntnisse werden genauso unverzichtbar werden, wie es heute die in Bezug auf Diesel- oder Benzinmotoren sind.“ Es gelte also, den Nachwuchs rechtzeitig fit zu machen für die neuen Herausforderungen.
Jahrelanger Prozess, aber rasche Weiterbildung
Dass frühzeitig mit der Entwicklung der neuen Module begonnen wird, sei sehr wichtig, betont Mensing, denn: „Es ist ein jahrelanger Prozess, bis neue Bildungsinhalte tatsächlich Teil der Ausbildungsordnungen sein werden.“ In einem nächsten Schritt wird das ÜBZO die Inhalte weiter spezifizieren und anschließend Vorschläge zur Abänderung der Ausbildungsordnungen machen. Letztendlich darüber entscheiden wird das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Umgeschrieben werden müssen sowohl die Lehrpläne als auch die Prüfungsordnungen, was seine Zeit dauert.
Wesentlich schneller dürfte es mit der Aufnahme einzelner Module in frei zur Verfügung stehenden Weiterbildungsangeboten gehen. Möglich wäre das sowohl in den Berufsschulen als auch an allgemeinbildenden Schulen, wobei hierfür besonders die Realschulen geeignet scheinen. Darüber hinaus sei auch die Konzeption von Weiterbildungen für bereits ausgebildete Kfz- und Land-/Baumaschinen-Mechatroniker und -Mechatronikerinnen sowie Industriemechaniker und -mechanikerinnen und Anlagenmechniker und -mechanikerinnen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik angedacht, sagt Mensing. Anbieten könnten diese unter anderem die IHKs und Handwerkskammern sowie andere Bildungsträger.
Als Beispiel für Tätigkeiten rund um die Wasserstoff-Technologien nennt Mensing die Überprüfung von Rohrleitungen bei einer mit H2 betriebenen Heizungsanlage. Eine weitere Fragestellung, mit denen die künftig in Sachen H2 Aus- oder Fortgebildeten zu tun haben werden, betrifft alle sonstigen verwendeten Bauteile. „Die müssen für Wasserstoff zertifiziert sein.“ Auch allgemeine Kenntnisse werden in den neuen Modulen vermittelt, etwa zur Unterscheidung von grünem, türkisem, blauem und grauem Wasserstoff oder zur Bedeutung dieses Gases für eine nachhaltige Energieversorgung.